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  Ausstellung im Kornhaus
 
Richter gibt dem Wort Bedeutung
  WANGEN (vs) - Handgeschriebene Bücher und Bilder gehen derzeit mit den Druckwerken der Bücherei im Kornhaus eine schöne Koalition ein: Bis 28. Oktober zeigt Claudia Richter in der Ausstellung „ Wort für Wort" Beispiele ihrer „Schrift-Kunst".
Längst ist die Zeit dahin, wo das „Schönschreiben", also die Kalligraphie, noch Bestandteil der schulischen Benotung war. Wenngleich die meisten Schüler von damals ihre Schwierigkeiten damit gehabt haben dürften - für Claudia Richter war es nie Last, sondern spätestens seit dem Zeichenunterricht am Gymnasium reine Faszination. Noch immer verwendet die 56-Jährige in ihren Büchern die „Karolingische Minuskel", einer bis ins Jahr 780 zurückreichenden Kanzleischrift, mit der sie damals in Berührung kam.
Erika Dillmann, die am Freitag in die Ausstellung einführte, sprach von einer Tür, die sich durch die Arbeiten von Claudia Richter hin zur Kultur- und Geistesgeschichte weit über Europa hinaus öffne. Die Künstlerin selber sei immer noch auf dem Weg, beim Studium der Schriftzeugen vergangener Jahrhunderte und Jahrtausende dem Geheimnis des menschlichen Intellekts auf die Spur zu kommen. „Die Faszination Buch hat Claudia Richter
nicht losgelassen", sagte Dillmann, „und da sie Bücher über den Inhalt hinaus liebte, hat auch das Phänomen Schrift von ihr Besitz ergriffen." Indem sie selbst mit Schrift umgehen lernte, so die Laudatorin weiter, sei die studierte Mathematikerin „auf einem langen Weg hineingewachsen in das Wunder dieser Buchstaben-Kombinationen".
Für Claudia Richter ist die Schönheit der Schrift, die sich nicht nur aus den Linien, sondern auch aus den Innen-und Zwischenräumen ergibt, „Zugang zur Sprache" und somit zum Denken, zur menschlichen Persönlichkeit. Kein Wunder also, dass die Künstlerin das biblische „Im Anfang war das Wort" ins Bild gesetzt hat, mit dem sich laut Erika Dillmann, „die unermessliche Dimension eröffnet hat". Claudia Richter verleiht aber nicht nur dem Wort durch vielerlei Formen und Farben in ihren Bildern Bedeutung und Wesen, sie schreibt auch seit 20 Jahren Texte. Und seit sie in Inzigkofen begann, das Handwerk des Buchbindens zu erlernen, entsteht in jedem Jahr ein neues Buch. Dies ist von Hand geschrieben und gebunden, zum Teil mit Schuber und mit selbst gemalten Schmuckpapieren versehen. Höchstauflage: 26, die meisten mit weniger als zehn Exemplaren.
 
   
  Die Künstlerin und ihr Werk: Claudia Richter steht vor ihrem Bild „Im Anfang war das Wort", dem sie durch Form, Farbe und Anordnung der Buchstaben Bedeutung und Wesen gibt.    Foto: Vera Stiller

  Bericht in der Schwäbischen Zeitung vom 4.10.2006